Roland Heinrich profile picture

Roland Heinrich

About Me

Es war so eine Nacht. Eine Nacht in der man sich fragt: „Warum mach ich das eigentlich?“ Eine Nacht, in der man damit rechnet, dass man noch den Lüftungskanal ausbauen lassen muss. Mein Funk fiel seit 2.00h ständig zu. Irgendwie wollte ich nicht zur Tankstelle fahren, um mir ein Snickers und eine Cola zu kaufen. Andererseits befürchtete ich jede Minute, dass Pilz Peter oder ein ähnlicher Schreckenskandidat mein Taxi besteigen würden. Pilz Peter hieß nicht so, weil er gerne Pils trank. Er zeigte uns gerne seine Fotos. Er und seine „Lebensgefährtin“ unter der Dusche. Und das Wort Pilz bekam eine ganz andere Bedeutung! Jedoch, er kam nicht. Außerdem blieben Gokart Guido und Gorbatschow Frank irgendwie weg. Es war halt so eine Nacht. Ich fing an, Songs zu schreiben. Songs, die keine Band mit mir spielen wollte. Ich liebte die neue Louvin-Brothers-Box. Es war wie damals in der Schule: Die B-52’s verloren gegen Samantha Fox. Und warum nur? Ich hatte einen Entschluss gefasst: Ich werde lernen, Gitarre zu spielen. Mit dem Daumen! So wie Merle Travis und Lightnin’ Hopkins. Ich muss irgendwie mehr verdienen. Ich brauche eine Gitarre. Er hielt sein Gesicht unbemerkt in das Fenster meines Wagens: „Sind Sie noch frei?“ Ich zuckte zusammen. Wo kam der her? Morgens um 3.17h, in Mülheim an der Ruhr? „Klar“, sagte ich, „steigen Sie nur ein!“ Ein seliges Grinsen auf einem Neujahrsgesicht fragte mich. „Mögen Sie Elvis?“ Ich dachte: „Bitte nicht die Elvis-Nummer! Nicht um 3.20h!“ Aber es kam anders: „Ich mag Elvis, wissen Sie? Er hatte das gewisse Etwas. Heutzutage wollen die jungen Leute etwas Anderes. Eigentlich ist es aber dasselbe. Mögen Sie Elvis? Ich meine wegen der Frisur!“ „Ja“, sagte ich, „aber…“ „Kein aber, Elvis ist Elvis. Ich weiß schon, die Gesangsausbildung und so weiter. Elvis eben.“ Ich dachte: „Wow!“ Wir fuhren nach Essen. „Wissen Sie, der Elvis, das war alles gar nicht so neu. Der hat viel von den Schwarzen übernommen. Ja, ja! Das ist so! Schauen Sie einmal, wie der Jackie Wilson tanzt. Das ist genauso.“ OK, ich wollte Teil des Gesprächs werden: „Was ist denn Ihre Lieblingsnummer vom Elvis“? „Das kann ich Ihnen sagen: die, wo er seinen Hund begraben muss. Die singe ich heute noch gerne!“ „Oh, Sie meinen bestimmt ‚Old Shep’. Das ist eine alte Country-Nummer von Red Foley, glaube ich.“ „Country, das kennen Sie auch? Spielen Sie eigentlich ein Instrument?“ „Ich spiele Kontrabass und Mundharmonika in einer Blues-Band.“ „Blues? Kontrabass? Da müssen Sie ja eine Menge schleppen, oder?“ „Ha, ha“, dachte ich. Wir näherten uns der Ausfahrt Frillendorf. Er dirigierte mich durch das neonbeleuchtete Dunkel. „Spielen Sie auch Gitarre“? „Leider nein“, sagte ich. „Aber ich spare auf eine. Ich würde gerne Gitarre spielen können!“ „Wissen Sie, ich habe eine alte Epiphone-Gitarre zu Hause. Kennen Sie Epiphone?“ „Klar“, sagte ich, „eine Archtop oder eine Western?“ „Ne, ne, eine Normale. Ich hab’ nie einen Verstärker gehabt. Wissen Sie, nach dem Krieg, da war ich in Gefangenschaft. In West Virginia, das ist in Amerika“! „Ich weiß, da waren viele Bergwerke, wie hier.“ „Sie kennen West Virginia? Bestimmt aus dem Lied: „Take me home…“ „Ne, auch so. Da kommt einer meiner Lieblingssänger her. Frank Hutchison. Kennen Sie den?“ „Nein, aber ist bestimmt toll.“ „War bestimmt hart, oder? Kriegsgefangenschaft?“ „Ach, wissen Sie, der Amerikaner ist ein netter Mensch. Wir haben nie gehungert, wie die armen Teufel in Russland. Nein, die waren gut zu uns. Trotz allem. Wir hatten viel Kurzweil. Eine der Wachen hat immer Gitarre gespielt. Da hab ich ihn irgendwann gefragt: “Would you like to learn me some, please“? Von dem hab ich auch die Epiphone. Er wollte lieber eine Martin oder so.” Inzwischen standen wir vor der Tür seines Mehrfamilienhauses. Er hatte nach dem Krieg bei der Post gearbeitet. Alle in dieser Straße arbeiten bei der Post. „Wow, wenn alle in meiner Straße nachts Taxi fahren würden, das wär was!“ „Kommen Sie doch noch mit herauf. Ich zeig Ihnen meine Fotos aus West Virginia, Amerika. Sie glauben mir bestimmt nicht. Ich vermisse die Berge, wissen Sie, auch nach fast fünfzig Jahren.“ Seine Augen funkelten sehr jugendlich. Mein Zivildienst war noch nicht lange her. Ich konnte ihm das nicht abschlagen. Er würde schon nicht komisch werden. Immerhin kannte er Epiphone. Aber warum eigentlich nicht Kay oder Harmony? Egal. Ich ging mit hoch. Er hatte wirklich alte Elvis-Platten. Und beide Hanks, Snow und Williams! Die Epiphone hatte einen gebrochenen Hals. Nach einem Vergleich der beiden Versionen von A Fool Such As I von Elvis und Hank Snow hat er sie mir geschenkt. „Wenn Du sie wieder hinbekommst, gehört sie Dir.“ Ein Freund hat sie hinbekommen. Mit Epoxydharz. Samstags drauf bin ich sofort zum Holländer und hab mir die Merle-Travis-LP gekauft, die er für mich zurückgelegt hatte. Den alten Mann habe ich nie wieder gefahren. Jahre später - ich wohnte inzwischen in Essen - traf ich ihn auf dem Markt. Er erkannte mich nicht wieder. Inzwischen war er wohl um die neunzig. Er war damals im Knast gewesen. In West Virginia. In Amerika.

My Interests

Music:

Member Since: 8/23/2006
Band Website: www.rolandheinrich.com
Band Members: Rudie Blazer (Guitar/Lap Steel/Mandolin), Nout Grupstra (Mandolin/Musical Saw/Guitar/Accordeon/Fiddle), Benny Glass (Drums), Joscha Glass (Bass), Fritz Blessing (Piano), Heiko Ahrend (Fiddle/Guitar)
Influences: Country, Gospel, Blues, Rock'n'Roll, early Soul, early Jazz, early Punk
Sounds Like: Honky Tonk / Folk
Record Label: AgrarBerlin / Night Owl / Bear Family Records
Type of Label: Indie

My Blog

...

...
Posted by on Fri, 30 Nov 2007 14:23:00 GMT

Folsom Prison Blues Limited 7" mit Gunter Gabriel

Guten Tag liebe Cybergemeinde, darauf hat die Welt gewartet! Eine Vinyl-Single von Gunter Gabriel mit Roland Heinrich. Folsom Prison Blues wurde als Jingle für radio1 produziert. Das Lied m...
Posted by on Sat, 10 Feb 2007 04:48:00 GMT